Montag, Januar 10, 2005

Gesundheit in Deutschland 2005 - Alles wird besser?

  • Krankenkassen sparen 9,5 Mrd.
  • Krankenstand sinkt immer tiefer
  • Streß am Arbeitsplatz wird immer größer

Die Meldungen der ersten Woche des Jahres 2005 geben Anlaß einmal ein paar Zusammenhänge zu knüpfen und Fragen nachzugehen.
Haben die Krankenkassen den richtigen Weg eingeschlagen? Oder haben Deutschlands Arbeiter verstanden, dass jeder etwas zum gelingen einer Reform beitragen muß? Oder verschiebt sich etwa die Problematik einer erneuten Kostenexplosion nur einige Jahre nach hinten, da vornehmlich die Angst um den Arbeitsplatz die individuellen Anstrengungs- und Entbehrungsschwelle zeitweilig außer Kraft gesetzt hat? Zu kurz liegen die Veränderungen zurück, um zu verallgemeinernde Aussagen zu treffen. Im Kern scheinen viele Ansätze der Gesundheitsreform plausibel und geeignet Kosten zu reduzieren.


Sinkende Krankenstände sind aber nicht nur mit einer gesünderen Belegschaft Deutschlands zu erklären, sondern mit einer veränderten Wettbewerbssituation und einer sich verändernden Arbeitswelt. Produziert wird im Ausland und Unfälle am PC sind seltener als am Fließband. Direkte Gefahren sind durch modernere Arbeitsplätze und neue Arbeitsaufgaben und Umgebungen reduziert worden. Sind aber deshalb die Mitarbeiter der Deutschland AG gesünder als früher? Nein.

Gesundheit ist heute vielmehr eine Frage der wirtschaftlichen Gesundheit des Unternehmens, nicht seiner Mitarbeiter. Wettbewerb findet heute nicht nur im Weltwirtschaftsraum statt, sondern es ist ein Wettbewerb der Mitarbeiter um Arbeitsplätze. Ist die Firma nicht wirtschaftlich gesund, werden Arbeitsplätze reduziert. Um die geringere Anzahl an Arbeitsplätzen konkurrieren die Mitarbeiter, die demnach eine schlechte Verhandlungsposition haben und nicht nur materielle Einbußen klaglos in Kauf nehmen müssen. Eine typische Symptomverschiebung.

Von einem „Survival of the fittest“ zu sprechen ist sicher noch zu früh, die Anzeichen mehren sich aber, dass Teile einer zahlenmäßig verringerten Belegschaft mit höheren Arbeitszeiten und Belastungen gesundheitliche Schäden davon tragen werden. Und hier kommen wieder die Krankenkassen ins Spiel, die dann die Folgen für alle finanziell kurieren müssen.
Den Spagat zu finden, Gesundheit zu fördern und Kosten zu reduzieren wird unweigerlich zu einer individuellen Berechnung des Krankheitsrisikos führen. Wer das soziale Netz, das die Krankenkassen für die Gesellschaft schnürt, unverantwortlich über die Maßen strapaziert, wird dafür zahlen müssen. Gesundheit ist nicht nur ein individuelles Gut, sondern auch ein wirtschaftliches und politisches. Deshalb müssen alle Beteiligten dafür Verantwortung übernehmen und auch die Konsequenzen tragen, Prävention wird das medizinische Zauberwort der Zukunft werden. Aber wer weiß wie?

Streß am Arbeitsplatz wird zunehmen. Gefragt sind Lösungen, die dem Mitarbeiter einen Ausgleich dazu bieten. Streßkompetenz entsteht nicht nur durch erlernbare Verarbeitungs- und Bewertungsstrategien, sondern auch durch eine ausgeglichene Gesundheitsverfassung. Hier müssen sich alle Beteiligten Gedanken machen. Viele tun es ja auch schon.

Ob die Streßresistenz durch Bewegung und Sport zu verbessern ist, bleibt die Frage, zumindest der körperliche Teil des Menschen profitiert, wie schon die Antike wusste:

mens sana in corpore sano - "ein gesunder Verstand in einem gesunden Körper"

Daß nur in einem gesunden Körper ein gesunder Verstand möglich sei, hat der Autor Iuvenal nie gesagt und noch weniger, man brauche sich nur einen gesunden Körper zu verschaffen, der gesunde Verstand stelle sich dann von selbst ein. Er meinte eher, man solte nicht törichte Wünsche an die Götter richten, sondern sich schon über Gesundheit und gesunden Menschenverstand freuen und selbst was damit anfangen.

Das ist wieder ganz schön modern gedacht. Finde ich.

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